Post by Matthias KrynPost by Harry BlumEs ist eine unternehmerische Entscheidung getroffen, die auch
in Deutschland trotz aller sozial motivierten Einschränkungen
für einen Unternehmer möglich sein muß. Man mag in der Sache
darüber hart diskutieren, aber moralisch kann man niemanden
nur deshalb etwas vorwerfen, der seine Entscheidungsfreiheit
innerhalb des geltenden Rechts vorwiegend oder nur an seinen
Interessen orientiert.
Oh doch, das kann man. Jemand, der gerade noch legal und dabei
so opportunistisch wie möglich handelt, verlässt einen
gesellschaftlichen Wertkonsens, der auf Geben und Nehmen beruht.
Der ist mir, auf jeden Fall nicht im unternehmerischen Handeln, bekannt.
Natürlich gibt es ungeschriebene, moralische Verhaltensregeln auch für
Unternehmer...nur sehe ich keine Regeln verletzt, nur weil ein
Unternehmer sich innerhalb bestehender Gesetz nur an seinen Interessen
orientiert. Da fehlen einfach Umstände, die mehr ausmachen müssen als
dass das eigene Handeln Interessen anderer beeinträchtigt.
Post by Matthias KrynWenn -- wie in unserem Fall -- das Nehmen überstrapaziert wird,
ruft das entsprechende Reaktionen hervor.
Das ist, nach dem bisherigen Kenntnisstand, nicht der Fall.
In "unserem" Fall gab es klare Absprachen, die seitens Nokia eingehalten
wurden, gerade auch in Bezug auf die Fördergelder. Nokia hat auch geleistet.
Das ist Politk und Geschäft, das basiert auf klaren Absprachen und
Vereinbarungen, moralische Grenzen fangen viel später an. Oder soll die
moralische Regel sein, dass Nokia über die getroffenen Vereinbarungen
hinaus einfach ein bisschen mehr Dankbarkeit zeigen muss und aus
Dankbarkeit nicht entscheiden darf, dass Werk über die verabredeten
Zeiten hinaus nicht zu schliessen?
Wohl niemand käme auf die Idee, denn Staat als moralisch verpflichtet zu
sehen oder es ihm überhaupt nur zu erlauben, ohne Versprechen einer
Gegenleistung diese Gelder zu verteilen. Förderungen gegen Versprechen,
eine bestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen für einen Zeitraum zu garantieren.
Post by Matthias KrynDie Leute
(Arbeitnehmer, Politiker, Kunden) sind ja nicht blöd, auch wenn
sie aus wirtschaftlichen Erwägungen vieles mit sich machen
lassen (müssen).
Was jetzt gerade passiert ist die durch angeheizte, von Politkern gern
genutzte Hype, die bei einigen Mitbürgern das Hirn auschaltet (womit ich
nicht meine, dass man Nokia nicht kritisieren darf/kann/soll, sondern
dass sich einige viele in einer Hysterie befinden, die Ihnen
offensichtlich die Fähigkeit nimmt, Ihre Position auch nur im Ansatz
nachvollziehbar zu begründen). Es kommt einfach unerwartet.
Statt den moralischen Zeigefinger zu erheben und Empörung in
Selbstmitleid badend auszuleben, sollte man das eigene Handeln
überdenken und sich von dem System der Subventionen sowie Förderungen
zum Schutz von Arbeitsplätzen verabschieden. Steuersenkungen in gleicher
Höhe wären zumindest einen Versucht wert.
Was zur Zeit passiert, ist ein Paradebeispiel für meine Gründe,
entschieden gegen Volksentscheide und sonstige Volksabstimmungen zu sein.
Post by Matthias KrynWer wie ein kleines Kind immer nur "Haben" will, macht sich
keine Freunde -- und als Unternehmen kann man seine Kunden nicht
dauerhaft verarschen. Wer das, was die "soziale Marktwirtschaft"
ausmacht, mit den Füßen tritt, mag ein toller Unternehmer sein
und darf sich auf der anderern Seite ein Charakterschwein nennen
lassen.
Nokia ist ja nun gerade für das Gegenteil bekannt, nämlich dass Nokia
sich den Mitarbeitern gegenüber immer sehr sozial verhalten hat.
Post by Matthias Kryn(Anderenfalls wären sämtliche Diskussionen z.B. über GvG, die
Abmahnpraktiken der Musikindustrie, Verkauf von Bauspardarlehen
an Lonestar usw. müßig. Denn alle Kritisierten bewegen sich
innerhalb des geltenden Rechts.)
Ich bezweifele nicht, dass es Moral an sich gibt.
Ich negiere lediglich die, ebenfalls moralische, Berechtigung, jemand
einen moralischen Vorwurf zu machen, der allein darin besteht, dass sich
eine Entschscheidung eines Unternehmers nach Beachtung aller zwingenden
Regeln allein an den eigenen Interessen orientiert. Das moralische
Minimum ist in diesen Fällen bereits in Gesetz gegossen, das mag unter
Privatpersonen anders sein.
Wie soll die (moralische) Regel lauten, die hier verletzt wurde?
H.B.